Wie wertvoll sind Naturwälder für Mensch und Natur? Diese und andere Fragen standen im Mittelpunkt des dreijährigen SpeicherWald-Projekts. - Foto: Thomas Stephan
SpeicherWald feiert Abschluss in Erfurt
NABU und Klima-Bündnis ziehen Bilanz aus dem dreijährigen Projekt
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Bei der Abschlussveranstaltung in Erfurt wurden die Gäste von NABU-Präsident Olaf Tschimpke ... - Foto: Stefan Adler
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und Klima-Bündnis-Geschäftsführer Thomas Brose begrüßt. - Foto: Stefan Adler
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Nach diversen Fachvorträgen (im Bild Dr. Christiane Schell, BfN)... - Foto: Stefan Adler
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... gab es eine Podiumsdiskussion rund um Naturwälder. - Foto: Stefan Adler
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Außerdem wurden die Gewinner*innen des Cartoonwettbewerbs geehrt. - Foto: Stefan Adler
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Und die Ergebnisse der Malaktion in Erfurt konnten angeschaut werden. - Foto: Katrin Jurisch
Mit dem Jahr 2019 endet auch das SpeicherWald-Projekt von NABU und Klima-Bündnis: Drei Jahre lang waren wir in fünf Modellregionen in ganz Deutschland unterwegs und haben bei Fachveranstaltungen, Workshops und Exkursionen gezeigt, welche Bedeutung Naturwälder haben und wie wertvoll sie für die Regionen und Deutschland sind. Unter dem Motto „Natürlich Naturwald – im Fokus von Politik, Gesellschaft und Kunst“ fand nun im ehrwürdigen Collegium Maius in Erfurt die zweitägige Abschlussveranstaltung statt.
Unterschiedliche Impulse zu Forschung und Naturwahrnehmung
Wie beeinflusst die gesellschaftliche Naturwahrnehmung den Umgang mit dem Wald? Wie lässt sich Begeisterung für naturnahe Wälder wecken? Welche praktischen Erfahrungen im Waldnaturschutz haben wir in der Projektzeit gesammelt – und wovon können Andere berichten? Mit unserem Kommunikationsprojekt haben wir unterschiedliche Zielgruppen zum Thema Naturwälder angesprochen. Und das zeigte sich auch an der Gästeliste des Abends. Expert*innen aus Wissenschaft und Forschung, engagierte Bürgermeister*innen, ehrenamtliche NABU-Mitglieder und naturbegeisterte Cartoonist*innen: Zur Abschlussveranstaltung kamen noch einmal alle Akteure und Interessierte zusammen, um gemeinsam mit uns zu diskutieren und auf erfolgreiche drei Jahre anzustoßen.
NABU-Präsident Olaf Tschimpke eröffnete die Veranstaltung gemeinsam mit dem Geschäftsführer vom Klima-Bündnis, Thomas Brose. Anschließend betrachtete Staatssekretär Olaf Möller vom Thüringer Ministerium für Umwelt, Energie und Naturschutz ausführlich die politischen und gesellschaftlichen Bemühungen um die Wälder in Thüringen. Der Entschluss der Landesregierung, fünf Prozent des Landeswaldes aus der forstwirtschaftlichen Nutzung zu nehmen, gilt hier als vorbildlich.
Wälder mit vielfach positiver Wirkung
Bezugnehmend auf das 5-Prozent-Ziel der Bundesregierung (bis zum Jahr 2020 sollen fünf Prozent der Waldfläche Deutschlands einer natürlichen Entwicklung überlassen werden) zog Dr. Peter Meyer von der Nordwestdeutschen Forstlichen Versuchsanstalt das Fazit: „Wälder mit natürlicher Entwicklung wirken vielfach positiv“. Darüber hinaus sieht der Forstwissenschaftler bei den Forschungsinstituten eine Verantwortung, sich in die aktuelle Diskussion zum Umgang mit unserem Wald einzubringen.
Dass auch Naturschützer*innen nicht vergessen dürften, die Bevölkerung mitzunehmen, zeigte Dr. Christiane Schell vom Bundesamt für Naturschutz in ihrem Impulsvortrag zur Naturwahrnehmung in der Gesellschaft. Die Menschen hätten eine starke, positive Bindung zu Natur, Wildnis und Wald. Jedoch sind die Vorstellungen von Wildnis bei jedem Menschen sehr unterschiedlich, was auch – und gerade – in Naturschutz- und Kommunikationsprojekten Berücksichtigung finden müsse. Vor allem Angebote zum Walderleben für Jugendliche seien sinnvoll und würden sich langfristig auszahlen.
SpeicherWald und Naturwaldbegeisterung im Fokus
Nach einer kurzen Pause füllte sich das Podium: Bürgermeister Andreas Memmert aus der niedersächsischen Gemeinde Schladen-Werla motivierte das Publikum, selbst Aktionen zum Schutz der Wälder ins Leben zu rufen – und damit seinem Beispiel zu folgen. Der Naturfotograf und Journalist Matthias Schickhofer sieht Deutschland zwar als Vorbild im Waldnaturschutz, verwies aber auch auf unsere internationale Verantwortung.
Dr. Sybille Winkelhaus vom NABU Hochtaunus, aktiv in der Kinder-und Jugendbildung sowie in der Lokalpolitik, plädierte für einen bewussteren Umgang mit unseren Ressourcen und einen nachhaltigeren Lebensstil – denn jeder könne etwas zum Klima- und Waldschutz beitragen. Und Manfred Großmann, Leiter des Nationalpark Hainich, sprach über die Rolle des Nationalparks für die Forschung und zur Aufklärung der Gesellschaft.
Feierlicher Ausklang
Nach einem inspirierenden Podium folgte nun der feierliche Teil des Abends: die Ehrung der Gewinner des Cartoon-Wettbewerbs „Je wilder, desto wertvoller“. Die Laudatoren Elias Hauck, Dominik Bauer, Saskia Wagner und Olaf Tschimpke machten auf humorvolle, pointierte und sehr persönliche Weise deutlich, dass es beim Humor sowie beim Waldschutz aufs Timing ankommt und wir nicht mehr viel Zeit haben.
„Die letzten drei Projektjahre waren – genau wie unsere Abschlussveranstaltung heute – mal ernst, mal motivierend und teilweise auch lustig“, fasst Caroline Thiem vom NABU ihre Eindrücke zusammen. Bei kleinen Snacks und Getränken konnten sich die Gäste im Anschluss weiter austauschen und die Bilder der Cartoonisten sowie großformatige Waldbilder „kleiner Künstler*innen“ bestaunen. Die Malaktionen in Schulen zum Thema Naturwald waren Teil der Bildungsarbeit im Rahmen des Projekts.
Exkursion in den Nationalpark Hainich
Am zweiten Tag ging es bei strahlendem Sonnenschein in den Nationalpark Hainich – UNESCO-Weltnaturerbe und größtes zusammenhängendes Laubwaldgebiet Deutschlands. Nationalparkleiter Manfred Großmann führte eine 40-köpfige Gruppe in die Kernzone des Nationalparks, wo der Wald schon seit mehr als 50 Jahren sich selbst überlassen wird. Hier konnten die Teilnehmer*innen den Naturwald hautnah erleben. Egal ob mit oder ohne fachlichen Hintergrund, bei den mehr als 200 Jahre alte Buchen und dem charakterstarken Totholz kamen alle ins Staunen.
Doch bei all der Faszination waren auch die negativen Auswirkungen der letzten beiden Sommer unübersehbar: Die vielen Hitzetage mit über 30 Grad Celsius und die starke Sonneneinstrahlung in den Sommern 2018 und 2019 haben auch alten Buchen zu schaffen gemacht. Herr Großmann erklärte anschaulich, wieso bestimmte Standorte besonders von der Dürre betroffen sind und diskutierte mit den Teilnehmer*innen über die Zukunft des Nationalparks und der Forschung.
Ein wunderbarer Abschluss. Wir bedanken uns herzlich bei allen Teilnehmer*innen, Redner*innen und Besucher*innen der Webseite für Ihre Aufmerksamkeit!
Zum Herunterladen
Zusätzlicher Bericht über die Veranstaltung (mit weiteren Wald-Bildern) unter www.reindobl.de .
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